Schlümpfe, Engelchen, Räuber und Gendarmen, … Fasching??? Nö, der ist doch schon vorbei, oder? Aber der Extrem-Lauf BHB ist angesagt!!! B steht für Brave, Heart, B für Battle und mutige Herzen braucht es allemal um sich der Anforderung zu stellen.

Kleine Kostprobe:

Samstagvormittag: Baströckchen, Schottenröcke (pssst ! Hab gesehen, was echt drunter ist bzw. was nicht drunter ist …), und weiße Röcklein, das heißt an die 50 kranke Schwestern, ääh Krankenschwestern … (nicht weitersagen – bin auch darunter, wenn ich auch mit den „Vorbauten“ meiner männlichen Kolleginnen nicht mithalten kann …) und und und … kurz 1.163 Verrückte machen sich startklar. Und nach einigen Worten des Pfarrers geht die Meute in Wellen auf die Strecke: 20 Kilometer und 28 Hindernisse, von denen die meisten zweimal überwunden werden müssen, warten auf die verrückte Meute, für viele eine echte Herausforderung: mehrmals durch und über einen winterkalten Fluss, und durch einen tiefen schlammigen See, über hohe Wände aus Holz und Stroh klettern, Kriechhindernisse, durch tiefe Gräben, über Hürden und viel viel Schlamm, also alles, was ein BraveHeart begehrt.

Als kompletter Neuling weiß ich beim Start noch              nicht, was auf mich zukommt, aber die allgemeine Aufregung schwappt auf mich über. Zum Glück habe ich gut geschlafen, das Hangelhindernis hatte ich mir nämlich schon am Abend angesehen und mir eine Taktik zurechtgelegt, damit ich nicht gleich schon in den ersten Minuten klatschnass werde. Trotzdem, der Puls ist schon beim Warten auf den Startschuss auf über 100 … Jetzt gibt es kein Zurück mehr.

Endlich, meine Mitschwestern und ich dürfen los. Das Rauchhindernis, das undurchdringlichen Nebel verspricht, lässt uns passieren ohne dass was passiert … und schon stürzen wir uns über den Killing Hill in die Tiefe ins Tal der Lauer. Sind schon witzig die eigenwilligen Lauftechniken der Mitbewerber auf den rutschigen Metern. Ich will gar nicht daran denken, dass ich da am Ende wieder rauf muss –aber das ist eine andere Geschichte.

Und jetzt kommt es: das gefürchtete Hangelhindernis. Meine sorgfältig zurechtgelegte Technik muss über den Haufen geschmissen werden, als ich sehe wie viele Leute da zugleich rüber wollen. Aber ich gucke mir gleich was ab und hangle mich über die Stangen ganz nach oben und klettere auf die andere Seite. Ist zwar etwas wackelig und nicht gerade benutzerfreundlich den Nachkommenden gegenüber, da ich auf der Hangelstange dicke Schlammspuren hinterlasse. Sorry!!!! Aber trocken drüben ist trocken drüben … (nein, ich bin kein „WEICHEI“, muss nur an meinen Hals und die Nase denken und die vergangenen 3 Tage fast-im-Bett – ich werde noch früh genug eingeweicht – und mein Start grenzt sowieso an geistige Umnachtung …).

Einige gemütliche Kilometer durch maulwurfhügelgarnierte Wiesen folgen und dann wird es wirklich ernst für mich: Bis zum Bauch geht es rein ins kalte Vergnügen: Große Steine und eine ordentliche Strömung – ist nicht gerade ein Spaziergang. Röckchen gerafft und durch, zum Glück sind einige breite Schultern in der Nähe um nicht gleich schon das Gleichgewicht zu verlieren und bis über den Scheitel in den Fluten zu versinken. Die Zuschauer grölen, denn nass bis auf die Knochen, zumindest die untere Körperhälfte, zwingt uns das Kriechhindernis ganz tief auf den Boden. Wenn ich bis jetzt noch schon weiß war, ändert sich das jetzt grundlegend. Mit Strohhalmen paniert verlasse ich dann kurz darauf die Schäferwand, ein fast 7 Meter hohes Strohhindernis. Das geht aber locker und ich schmunzelte bei mir, dass das Rennen doch nicht soooo schlimm werden würde, wenn diese Hindernisse bis jetzt doch ein Kinderspiel waren, wie ich finde. Und in der Schwesterngruppe ist es unterhaltsam, ein Schwätzchen links, eines rechts … aber wo sind sie bloß?  Ach und da gibt es auch was zu trinken. Schwestern, wo seid ihr? Ich beschließe doch langsam weiter zu laufen, da mir etwas fröstelig wird. Fehlender Teamgeist von meiner Seite? Ein klein wenig drückt das schlechte Gewissen schon … Aber jeder ist sich selbst der erste ?! und los geht’s. Wieder durch die Lauer – iihh nass und kalt, über kleinere Hindernisse und dann wird es wirklich „lustig“ und besonders wackelig und das mit nassen schlammigen Füßen: eine Seilbrücke alla Burma. Über einen beladenen Holztransporter klettern – noch ist die Armkraft da und schon geht es durch eine geflutete Baugrube. Braunroter zäher Schlamm – zum Glück habe ich meine Schuhe ordentlich zugebunden, wer weiß ob ich die wieder gefunden hätte im Falle eines Verlustes … Das Reifenhindernis, ganz schon wackelig die bunt durcheinandergeworfenen schwarzen Dinger. Aber warum stehn da vorne so viele Leute? Gibt es was umsonst? Ooochh, Warten ist angesagt, sprich Stau vor den dunklen Reifenröhren – Klaustrophobie lässt grüßen. Schon werden Stimmen und Schimpfen laut „ä Zeit unter 3 schaffemer nimme…“, was sollst, hab sowieso keine Uhr mit …

Die folgenden Kilometer sind eine ätzend endlos scheinende Asphaltstraße, ich treffe sogar noch ein paar weiße Ausreißer mit rotem Kreuz, und schneller wie gedacht wird es megaspannend: das knifflige „Tal des Todes“. Über einige Kilometer führt ein Hohlweg mit leichter Steigung durch einen unwegsamen feuchten Bachlauf mit Geröll, abgestorbenen Bäumen und dornigem Gestrüpp. Mehrmals muss ein Bächlein überquert werden und die Uferböschungen hin und her gequert. Nach vielen Füßen, die sich vor mir schon einen Weg gesucht haben, ein superrutschiges Vergnügen und von rhythmischem Laufen keine Spur, mehr der Versuch auf den Beinen zu bleiben. Geschrei wird laut. Was geht da vor sich? Um die Kurve gebogen – ein Kriechhindernis, aber warum gleich schreien? au weia, da muss man in geduckter Haltung durchkriechen und wenn man Hinterteil oder Kopf zu weit gegen den Himmel reckt, gibt es einen Stromschlag … aber das Publikum ist hilfreich: Rufe „Po“, „Kopf“, „Po“ erklingen und ich weiß, wann ich meinen Allerwertesten zu weit in die Lüfte strecke.

Anschließend sind kraftraubend einige Hindernisse zu überwinden, wie Brennholzhaufen, Heuballen und dann werden uns auch noch brennende Teile in den Weg gelegt. Aber schon ist die nächste Verpflegung in Sicht. Und anschließend hinter Büschen das wohl gefürchtetste Hindernis: das eisigkalte Regenrückhaltebecken, das durchschwommen werden muss. Ich rutsche auf dem Hosenboden das Ufer hinab. Im Wasser kreischen und planschen schon einige Mitbewerber. Ich setze einen Fuß in die eisigen Fluten und denke bei mir „Augen zu und durch“ … Mein Halstuch nehme ich noch schnell ab und will es unter das Kopftuch stecken, dass es nicht nass wird und da kommt jemand in die verkehrte Richtung geschwommen. ???? Ich denke, dieses Hindernis muss man nur einmal … Aber jetzt sehe ich es … Hilfe!!!! In der Mitte des Beckens schwimmt was und auf dem Etwas steht was mit roter Farbe gekritzelt: TAUCHEN. Also, das mit dem Halstuch ist sinnlos, deshalb kurzerhand wieder umgebunden und rein- nützt ja nichts lang rumzustehen. Ist schon wirklich bitterkalt – fast so kalt wie meine Trainingseinheit im Eisack im Januar … und schon ist die breite Holzpalette erreicht. Nicht lang nachdenken und runter mit dem Kopf, ein paar Schwimmzüge in der undurchsichtigen braunen Brühe – was, wenn ich unter der Palette auftauche, ich krieg fast die Panik – jetzt weiß ich auch, warum der sportliche junge Mann zurückgeschwommen ist … einige bange Sekunden, Atemnot und erleichtertes Auftauchen: ICH HABS GESCHAFFT!!! Die 10 Meter ans Ufer schaffe ich auch noch. Der Ausstieg, fast senkrecht und glitschig. Ein paar Meter durch Gebüsch und wieder runter. Nein!!! Nicht schon wieder. Wir müssen das Gewässer noch einmal queren, diesmal gnädigerweise Wasser nur bis zur Brust. Raus und ich habe es geahnt, es geht sofort wieder runter in dasselbe Nass. Füße, Hände, Bauch, Beine, alles wird langsam eiskalt und ohne Gefühl. Endlich raus aus den Fluten und nur noch über einen Zulauf knöcheltief. Ich schnoddere von einem Zuschauer ein paar Gummibärchen (noch nie so Leckeres gegessen, war das Doping?). Gleich wird es mir auch wieder schön warm werden, ja es geht über einen steilen Trampelpfad auf den Michelsberg, vorbei an einer urzeitlichen mystischen Stätte. Bevor es wieder zurück nach Münnerstadt geht muss ich nur noch einige wenige Hindernisse überwinden. Eine Art Kriechhindernis, bei dem ich nach Art eines Hubschrauberrotors Heuballen zu überwinden suche – mir dreht sich beim Weiterlaufen alles, mir ist ganz schön schwindelig, vielleicht wäre eine andere Technik meinem Kopf doch bekömmlicher gewesen …? Und mir schwant Böses, als ich mich den Gässner Gräben nähere und kein einziger Läufer weit und breit zu sehen ist. Flugs rein in den ersten …, aber wie wieder raus, der Grabenrand liegt 2 Meter höher und die schlammige Lehmwand gibt keinerlei Angriffmöglichkeiten. Hmmmm, was tu ich jetzt bloß??? Ein Keuchen kündigt einen Läufer an und „plums“ sitzt er auch schon neben mir im Graben. Ich bekomme meine „Räuberleiter“ und ziehe dann meinen Retter raus aus der Grube. Aus den beiden nächsten kann ich mich selbstständig befreien, da meine Vorgänger leichte Trittspuren in der Wand hinterlassen haben und mit etwas Anlauf und Schwung bin ich auch schon oben unter Applaus der Zuschauer.

Die Hälfte der Strecke ist geschafft!! Jetzt sind fast alle Hindernisse noch einmal zu nehmen. Im Gegenverkehrsbereich treffe ich mit großem Hallo meine CaBa-Freunde wieder – die können sich noch auf „Loch Ness“ freuen …  Ach, was bin ich froh, dass ich durch das Tauchbecken auf dem Rückweg nicht mehr muss!! Ich überhole jede Menge Volk. Was ist mit denen nur los. Jetzt geht’s nach Hause und das motiviert mich ein paar Gänge zuzulegen. Besonders lustig sind der Holzlaster und die Seilbrücke, denn hunderte von Schlammturnschuhen haben die Seile eingeseift … Auch die Strohwand ist jetzt nicht mehr so leicht, liegt das an meiner schwindenden Armkraft oder daran, dass viele Hände und Füße Stroh gerupft haben und die Ecken und Kanten jetzt fast rund sind und meinen Händen nicht wirklich Anhaltspunkte bieten und „huch“ nicht runtersehen! Die Flussdurchquerungen sind nun ein Klacks. Oh.oh!! Hätte ich das nun anstehende Hindernis doch fast schon verdrängt. Im Internet hatte ich mir abgeschaut, wie man die 2 Meter hohen Eskaladierwände überwindet: Anlauf nehmen, Bein an der oberen Kante einhaken und drüber … Aber wie das, wenn eine Menge Leute davor stehen? Und die Holzbohlen sind nass und seifig. Ich komme gar nicht dazu mir Sorgen zu machen, denn sobald ich am Hindernis stehe sind schon helfende Hände zur Stelle und schieben mich in die Höhe. Und schon hänge ich da – links geht es zwei Meter runter und rechts auch. Hilfeeee! Aber auch auf der anderen Seite sind nicht alle weitergerannt, sondern Hände bremsen mich auch hier und aufatmend stehe ich untern. Geschafft. Neiiiiin … als ich mich umdrehe, steht da noch so ein Ding. Wieder dieselbe Prozedur, diesmal macht es „ratsch“ und der halbe Rock hängt irgendwo oben … Wieder auf dem Boden drücke ich noch mal meine Erleichterung aus. Einer der Retter drückt seine Wünsche aus, wenn wir im Ziel sind (werde jetzt noch rot … verrate es auch nicht … vorsichtshalber lege ich noch einen Schritt zu …). Was jetzt kommt ist nur noch Pipifax …, auch den Killing Hill, den mörderisch steilen Abhang – vor etwas mehr als zwei Stunden war ich ihn runter gelaufen, nehme ich jetzt im Laufschritt (sagen wir zumindest bis zur Hälfte …). Oben treffe ich noch zwei CaBaNauten und zusammen laufen wir den letzten Kilometer und ins Ziiiiiel. Schade, der Spaß ist zuende. In diesem Moment bin ich aber doch ganz froh, dass ich es endlich geschafft habe und dass ich alle Hindernisse geschafft habe (war doch bei einigen im Vorfeld leicht besorgt gewesen …). Die Medal of Honor bekomme ich um den Hals gehängt, das Finisher-T-Shirt darf ich mir auch holen. Welch ein Genuss ist die anschließende heiße Dusche.

Ein Höhepunkt des Tages ist das anschließende Beisammensein mit den CaBaNauten, einem spaßigen und genauso verrückten Völkchen … und stolz bin ich auf meine Platzierung: mit einer Zeit von 2:40 habe ich mich auf den 15.Rang von 85 Teilnehmerinnen gekämpft und im Gesamtfeld liege etwa auf Platz 400 von 1150 Närrischen …

Übrigens: nach dem ersten Waschgang sind Socken und Krankenschwesterkostüm immer noch nicht wieder weiß …

BraveHeartBattle – wenn jemand etwas Verrücktes erleben möchte, für den ist der BHB ein Muss. Spektakuläre Hindernisse, Teamgeist, Herausforderung pur, … Auch Tausende Zuschauer säumten die Strecke, angelockt von den sportlichen Leistungen, den verrückten Kostümen und der tollen Stimmung.