Knapp einen Monat ist es her seit dem ersten Versuch VV, Schnee auf den Pässen und Regen haben unsere Pläne zunichte gemacht und uns zu einer auch schönen Ausweich-Tour „gezwungen“ (siehe Umfallen ist wie Anlehnen-nur später).
In Kürze zur Via Vandelli, VV: Sie ist eine im 18. Jahrhundert erbaute historische Handels- und Militärstraße, die Modena mit Massa verband, strategisch durch die Apenninen führte und heute als Wanderweg erhalten ist, Genaueres zur spannenden Geschichte der VV gibt es am Ende der Seite.
Wieder stehen wir am Start, diesmal aber in Modena auf der Piazza Ducale.
Drei Tage wollen wir uns Zeit nehmen, eineinhalb für die Via Vandelli und eineinhalb für die Antica Via Ducale.

Tag 1
Video Tag 1 (2min):
Modena-Passo Radici- Vagli di Sotto
140 km/ 3800 Hm/ Bewegungszeit 13h
Strava … GPX file zum Herunterladen

Schon kurz nach 5 Uhr geht es los, die heutige Etappe wird heftig sein und wir wollen unsere gebuchte Unterkunft in Vagli noch vor Dunkelwerden erreichen.
Das Auto haben wir nicht weit vom Startpunkt geparkt: Piscine Pergolesi, Via Divisione Acqui.
Auf Radwegen fahren wir aus der Stadt, dann geht es kilometerweit einen Schotterweg am Ufer des Torrente Tiepido entlang. Nach 25 Kilometern verlassen wir den Fluss bei Torre Maina und nun wird es hügelig, mit den ersten sehr steilen Anstiegen.
Nach 36km (2,5h) gibt es ein zweites Frühstück, die Bar in Farneta di Riccò hat trotz Feiertages zum Glück geöffnet.

Weiter geht es nach Pavullo nel Frignano. Immer im Wechsel Asphalt und Schotter- und Wiesenwegen. Hatten wir uns gedacht, dass sich nach einem Monat die Situation der Wege gebessert hat, so wurden wir leider eines Besseren belehrt: Viele Abschnitte an diesem ersten Tag waren sehr schlammig und unsere Räder schauten dementsprechend aus, wir ebenso.
Nach dem kurzen Radweg am „Airport“ von Pavullo entlang schieben wir steil zum Castello di Montecuccolo hinauf, eine beeindruckende Burganlage aus dem Mittelalter.

Über Singletrails geht es wieder hinunter; die Strecke durch die eigentlich sanften Hügel stellt hohe Anforderungen an meine Fahrtechnik und zwingen mich so immer wieder aus dem Sattel, um ein paar Meter zu schieben, nicht zuletzt wegen des feuchten und rutschigen Untergrundes.
Ein weiteres Highlight dieses Streckenabschnittes: Der Ponte d’Ercole, auch bekannt als Ponte del Diavolo, ein beeindruckender etwa 33 Meter langer natürlicher Felsbogen aus Sandstein, der durch jahrtausendelange Erosion entstanden ist. Seine Form erinnert an eine Brücke.

Ich vermeide es meinen Kopf durch das Loch im Bogen zu stecken, denn eine bekannte Erzählung berichtet von einem Bauern namens Messer Polo, der den Teufel um Hilfe bat, um einen Fluss zu überqueren. Der Teufel stimmte zu, forderte jedoch die Seele des Bauern als Gegenleistung.
Während der Teufel in der Nacht den Bogen errichtete, wurde er von tanzenden Hexen abgelenkt und verpasste den Sonnenaufgang, wodurch der Bauer seine Seele behielt. Seitdem, so die Legende, bestraft der Teufel jeden, der seinen Kopf durch das Loch im Bogen steckt, indem er ihn enthauptet. (KI)

Bei km 75 etwa erreichen wir Lama Moccogno. Die folgende Passage bis La Santona (es sind nur 7 km) würde ich ein anderes Mal auf der parallel verlaufenden verkehrsarmen Straße zurücklegen, denn neben viel Matsch und nassen verwurzelten Wegstücken gibt es auch einen Abschnitt, auf dem Bäume über dem Weg liegen. Ein Durchkommen ist unmöglich, wir müssen die Räder sehr beschwerlich einen steilen Waldhang hochwuchten, bis wir wieder auf die Originalroute treffen.
In La Santona ist es nun schon fast 14 Uhr. Wir bekommen im ristorante Conca d’Oro aber noch ein rustikales Mittagessen, Pasta mit Cinghiale (Wildschwein).
Gestärkt machen wir uns nun an den nächsten Anstieg zum Passo Cento Croci. Ich etwas besorgt, weil ich wieder viel Schiebestrecke vermute. Aber es ist bis auf den ersten steilen Kilometer alles schön fahrbar.

Die folgenden 18 Kilometer vom Passo Centocroci zum Passo Radici kannten wir schon von unserer letzten Tour. Sehr schön geht es in stetem Auf und Ab durch Laubwälder. Manchmal ist der Weg original erhalten auf unregelmäßige gelegten Plastersteinen.
Auf Halbweg passieren wir einen Antico Lavatoio; ein magischer Ort, Wasser plätschert durch mehrere behauene Steinwannen. Ich frage mich, ob diese Steinwannen zum Waschen oder zum Tränken der Trage- und Kutschpferde dienten, wir nutzen sie jedenfalls zum notdürftigen Säubern unserer Räder.

Wir treffen auf eine Provinz-Straße, die uns in wenigen Kilometern zum Passo Radici bringt. Der Pass verbindet die Regionen Emilia-Romagna und Toskana. Hier vermeiden wir die Originalroute, diese enthält eine steile Schiebestrecke. Vom Pass radeln wir über einen Singletrail mit wenig Aufstieg zu San Pellegrino in Alpe.
Nun erlauben wir uns die Straße zu nehmen, die sehr steil in vielen Kurven nach Castelnuovo di Garfagnana hinunterführt. Die VV-Wanderer nutzen hier einen anderen Weg, der nahe der Straße sehr steil abwärts führt (oft Schwierigkeit S2).

Nur noch 15 Kilometer trennen uns von unserem Nachquartier. Wir sind noch gut in der Zeit, die Sonne ist langsam beim Untergehen. Wir radeln der originalen Strecke entlang, vorbei an den Ufern des Lago di Pontecosi, der allerdings trocken ist, der Grund dafür sind Arbeiten des Energieunternehmens Enel. Man fährt also am Fluss Serchio in nettem Auf und Ab entlang.

Hier begegnet uns ein weiteres Highlight:
Die Ponte della Madonna di Pontecosi. Der Bau stammt aus der Römerzeit und hat die typische Buckelform. Ihr Name ‚Pontecausi‘ gab dem nahen gelegenen Dorf „Pontecosi“ seinen Namen.
Auf das nächste Highlight treffen wir ein paar Kilometer weiter: Die Überquerung des Tales über die Eisenbahnbrücke Ponte di Villetta, auf dem schmalem Fußweg entlang der Gleise. Schwindelfrei sollte man schon sein, denn der Tiefblick auf den Fluss Serchio beträgt in der Mitte der Brücke ganze 54 Meter und die Brüstung ist nicht sehr hoch.
Die Ponte di Villetta, diese 408 m lange Eisenbahnbrücke der Bahnstrecke Aulla–Lucca mit ihren 13 Bögen wurde übrigens vor knapp hundert Jahren erbaut, im Zweiten Weltkrieg zerstört und in den 50er Jahren wieder aufgebaut. (Infos aus ChatGPT/OpenAI, 01.04.2025)

Dann radeln wir hinein in das enge Tal zum Lago di Vaglia, einem Stausee, an dessen Ende Vaglia Sotto liegt. Im ersten Teil fahren wir original, dann weichen wir auf die Straße aus. Bei Dämmerung geht es noch entlang des Lago di Vagli. Kurz darauf erreichen wir unser B&B, das „Vecchio Convento“ neben der kleinen romanischen Kirche. Ein sehr schöner Ort und wenn jemand nichts gegen ein Etagenbad hat, kann man die Struktur wirklich empfehlen. Das B&B gibt es erst seit Kurzem, die Struktur wird in der nächsten Zeit ausgebaut.

Die „Chefin“ Valentina ist sehr nett und zuvorkommend. Wir kehren spät noch im schräg gegenüber liegenden Ristorante Radicchi ein. Dieses bewirtet seine Gäste bis 22 Uhr und einkaufen kann man auch noch im integrierten Minishop.
Eine genaue Beschreibung der originalen Via Vandelli und einen interessanten Abriss zur Geschichte gibt es auf der Website des DAV: Mit dem Mountainbike über den Apennin
Geschichtliches: Die Via Vandelli ist eine historische Handels- und Militärstraße, die im 18. Jahrhundert erbaut wurde, um die Städte Modena und Massa in Norditalien zu verbinden. Ihr Name stammt von Domenico Vandelli, einem Geographen und Ingenieur, der den Bau unter der Herrschaft von Francesco III. d’Este, Herzog von Modena, plante.

Entstehungsgeschichte der Via Vandelli
- Im 18. Jahrhundert benötigte das Herzogtum Modena einen direkten Zugang zum Meer, um den Handel zu erleichtern und wirtschaftlich unabhängiger zu werden.
- Francesco III. d’Este wollte einen strategischen Weg schaffen, der sein Herzogtum mit dem Hafen von Massa verband
- Francesco III. d’Este wollte eine Straße, die nur durch sein eigenes Territorium verlief, um keine Zölle an andere Staaten zahlen zu müssen. Angewiesen zu sein auf die Handelswege kontrollierender Nachbarn, würde den Herzog leicht erpressbar machen. Dadurch war er gezwungen, eine Route zu wählen, die die Apenninen überquerte.
- Der Bau begann 1738 und dauerte mehrere Jahre.
- Die Strecke führte durch die Apenninen und die Apuanischen Alpen, was die Arbeiten besonders anspruchsvoll machte.
- Die Straße wurde mit Serpentinen gebaut, um steile Abschnitte zu entschärfen. Teilweise wurden Steinplatten und Brücken angelegt, um den Weg stabiler zu machen. Trotz innovativer Bauweisen war der Weg für Kutschen und Warenverkehr oft schwer befahrbar
(Quelle: ChatGPT/OpenAI, 01.04.2025)
Tag 2
Video Tag 2
Vagli di Sotto – Massa – Bagni di Lucca
95 km/ 2000 Hm/ Bewegungszeit 9h

Gegen 7 Uhr nach einem sehr kleinen Frühstück im „Il Vecchio Convento“ (das wünschte ich mir etwas umfangreicher) geht es los.
Erstes Ziel ist der Passo Tambura. Es wird gleich bitter ernst, das heißt sehr steil. Auf Asphalt sind wir in einem Kilometer in Vagli di Sopra, das sehr schön hoch oben am Hang liegt. Und tadaaaaa!!! das Cafè del Doma hat geöffnet. Die Bedienung sagt mir, dass sie täglich schon früh geöffnet haben , nur an Sonn- und Feiertagen eine Stunde später.

Das kleine Geschäft, das es auf google maps im Dorf anzeigt, gibt es allerdings nicht mehr.
Nun geht es weiter in ein Tal hinein, in dem an mehreren Stellen Marmor gebrochen wird. Heute, Samstag, wird es wohl ruhig sein und keine LKWs verkehren? Nein, ist es nicht, weit oben hört man schon Baulärm.

Zunächst weiter auf Teer und dann gut fahrbar auf Schotter schrauben wir uns nach oben. Die ersten 6 Kilometer mit einem Höhenunterschied von 600 Metern sollen fahrbar sein. Sie sind es auch, zumindest meistens, denn immer wieder wird es so steil, dass ich absteigen muss und ein paar Meter schieben.

Dann geht mit Fahren nichts mehr. Der letzte Marmorbruch und die Schotterstraße verengt sich zu einem Weg. Sehr holprig, mit größeren Steinen im Weg, ist Schieben nicht leicht und ich hebe mein Rad über manches Hindernis. Meine Güte!, wenn das jetzt 2,5 Kilometer so weitergeht … Zum Glück wird es nach der ersten Kurve besser und ich kann mein Rad zumindest ohne größere Mühen schieben. Der Untergrund besteht vielerorts noch aus der originalen Pflasterung. Die 450 Meter Höhenunterschied werden erst auf den letzten Metern in Sichtweite des Passes wieder beschwerlicher, steil und manchmal muss man sein Rad kurz tragen.

Endlich oben (seit der Abfahrt sind gut 3 Stunden vergangen), erwartet uns ein Traumblick über die Berggipfel und in der Ferne das Meer. Erwartungsvoll schaue ich auf den Weg hinunter. Kann es sein, dass man 6 Kilometer hinunter schieben muss? Es kann. Der Weg schaut zwar nicht so schwierig aus, ist aber teilweise sehr geröllig oder mit sehr unregelmäßigen Steinen gepflastert und vor allem geht es auf der Talseite sehr steil hinunter. Ein Sturz wäre fatal. Schieben kann man aber gut, bis auf zwei Stellen, an denen man sein Rad über Felsstufen heben muss.

Nach einem Kilometer, was für eine Überraschung, gibt es eine kleine Wiese. Auf der stellen wir unser Rad ab und marschieren die 200 Meter hinüber zum Rifugio Nello Conti. Die 5 Minuten sollte man unbedingt investieren, der Platz ist spektakulär. Es gibt Getränke und sogar was zu essen. Die Hütte wird von einem jungen Paar geführt.
Die Hütte wird von einem jungen Paar mit viel Herzblut und Muskelkraft geführt, denn ohne Seilbahn und ohne Straße – muss alles auf dem Rücken hochgetragen werden.
Dann geht es wieder Richtung Tal, schiebenderweise mit manchen kurzen Fahrpassagen, zumindest für mich. Wenn jemand technisch sicherer ist, kann er/sie vielleicht mehr auf dem Radsattel zurücklegen.
Nach 2 Stunden (die Hüttenrast weggerechnet) treffen wir wieder auf Asphalt. In rasantem Tempo rollen wir nun nach Massa hinunter. Nach dem obligatorischen Zielfoto auf der Piazza Ducale radeln wir weiter Richtung Meer. Kurz vorher eine Vollbremsung, fast wäre ich an der Eisdiele vorbei gefahren. Und was für eine! Gelateria Gran Cru So leckeres Eis bekomme ich selten.

Ein kurzer Fotostopp am Strand von Marina di Massa mit dem schönen Monument „Le Vele“ vor der Linse. „Le Vele“ wurde vom italienischen Bildhauer Pino Castagna entworfen und besteht vollständig aus weißem Carrara-Marmor, einem Material, das für seine Reinheit und Qualität bekannt ist. Die Skulptur stellt stilisierte Segel dar, die an die maritime Tradition der Region erinnern. Sie ist auf einer Plattform installiert, die von Wasser umgeben ist, was die Illusion von Segeln auf dem Meer verstärkt. Sehr schön!

Dann fahren wir auf dem Radweg am Meer entlang. Im Gegensatz zu den Bergen, sind hier sehr viele Leute unterwegs und man kann nicht einfach achtlos dahinbrausen. Nach 10 Kilometern geht es auch schon wieder ins Landesinnere. Abwechslungsreich über kleine Sträßchen, entlang der Via Francigena und dann sogar einige Kilometer auf einem schmalen Weg auf einem Bachdamm.
Der nächste und letzte Anstieg schaut auf der Grafik im Verhältnis zum Passo Tambura recht unbedeutend aus, es sind aber immerhin noch 600 Höhenmeter zurückzulegen. Etwas nervt mich die etwas mehr befahrene Straße, aber bald geht es links weg und wird sehr steil und dann geht es auch nochmal durchs Gelände, mühsam. Irgendwann ist der „Colle“ überwunden und nach dem Passo Lucese rollen wir nahezu ohne Autoverkehr talauswärts, dann ein Stück dem Fluss Serchio entlang (den kennen wir schon von unserer Tour 4 Wochen zuvor).

Bei Borgo a Mozzano ein Highlight, an dem man nicht einfach vorbeifahren kann: Die Ponte della Maddalena. Auch bekannt als Ponte del Diavolo („Teufelsbrücke“), ist sie eine beeindruckende mittelalterliche Steinbogenbrücke über den Fluss Serchio. Die Brücke wurde vermutlich im 11. Jahrhundert unter der Ägide der Gräfin Mathilde von Tuszien errichtet und diente als wichtiger Übergang auf der Via Francigena, der bekannten mittelalterlichen Pilgerroute nach Rom. Die Brücke ist etwa 95 Meter lang und besteht aus fünf Bögen. Ihre asymmetrische Form mit dem markanten Hauptbogen verleiht ihr ein einzigartiges Erscheinungsbild. (ChatGPT, 30.04.25). Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass Fuhrwerke diese Brücke überquert haben konnten, so steil ist das gepflasterte Brückendeck.

Dann müssen wir leider für drei Kilometer auf eine ziemlich befahrenen Straße zurücklegen, diese ist allerdings zweispurig und somit ist Platz für alle. Und im Nu sind wir in Bagno di Lucca. Unser Hotel & Terme Bagni di Lucca liegt etwas oben am Hang. Pech für uns, denn das Ristorante hat geschlossen und wir müssen mit unseren Radschuhen noch mal nach unten ins Ort wandern. Dort aber erwartet uns ein leckeres Nachtmahl im interessanten Lokal Cavalier Bruno, Bedienung und Küche, ein Ein-Mann-Betrieb, man muss Glück haben einen der wenigen Plätze zu ergattern. Zuvor können wir wärmstens die Bar Italia nebenan für einen Aperitif empfehlen. Es gibt dazu leckere Häppchen und eventuell gibt es auch dort Kleinigkeiten zu essen.

Tag 3
Bagni di Luca – Foce a Giovo (Via Ducale) – Modena
140 km/ 2500 Hm/ Bewegungszeit 10h


Heute steht noch eine anspruchsvolle Etappe vor uns, nicht wegen der Schwierigkeiten, sondern der Länge und der Höhenmeter. An für sich nichts Besonderes, aber wir haben anschließend noch eine dreistündige Autofahrt (wohl anstrengender als Radfahren 😊).

Aus dem Hotel raus geht es gleich anständig zur Sache, das heißt bergauf. Die schmale Straße ist geteert und schlängelt sich wunderschön durch Buschwälder nach oben, auf 11 Kilometern sind 750 Höhenmeter zu überwinden. Dann auf der Höhe des wunderschön gelegenen Dörfchens Montefegatesi verlieren wir in einer Abfahrt leider wieder einige der erkämpften Höhenmeter. Dann folgt mein Schreckgespenst von heute: der Anstieg auf die Foce a Giovo, 16 km und über 1000 Hm. Die Foce a Giovo (auch bekannt als Passo al Giovo) ist mit 1.674 m der höchste befahrbare Pass des Toskanisch-Emilianischen Apennins. Er verbindet die Provinzen Lucca (Toskana) und Modena (Emilia-Romagna).

Die toskanische Seite ist bis zum Rifugio Casentini (1.250 m) asphaltiert, danach führt eine Schotterstraße bis zum Pass. Auf der emilianischen Seite ist die Straße komplett unbefestigt und für den Fahrzeugverkehr gesperrt.
Der Anstieg ist nicht so mühsam, wie befürchtet, die Steigung immer moderat, das Gelände nach dem Rifugio zwar geschottert oder gepflastert, aber immer gut fahrbar. Und überhaupt, seit Bagni di Lucca so gut wie kein Verkehr. Kurz vor dem Rifugio gibt es sogar einen Brunnen zum Wasserfassen.

Die Straße über die Foce a Giovo wurde Anfang des 19. Jahrhunderts als Strada dei Duchi oder Via Ducale erbaut. Sie entstand aus einem Abkommen zwischen Maria Luisa von Bourbon, Herzogin von Lucca, und Francesco IV. von Modena, um eine direkte Verbindung zwischen Lucca und Modena zu schaffen, ohne die Zölle des Großherzogtums Toskana passieren zu müssen. (ChatGPT, 30.04.25)

Die letzten drei Serpentinen ab dem Casello del Guardafili sind ein beliebtes Fotomotiv. Mich wundert, was ein „Gardafili“, einer der die „Fäden schaut“ ist … Ich frage mal kurz die KI: Das hohe kleine Häuschen des Guardafili ist das ehemalige Dienstgebäude für die Stromleitung, das sich kurz vor dem Pass auf der toskanischen Seite befindet.
Auf der anderen Seite des Passes wird die Antica Via Ducale etwas mühsamer befahrbar. Die unregelmäßige Pflasterung schüttelt uns Radfahrer ganz schön durch. Auch liegt noch an manchen Stellen Schnee auf dem Weg.

Landschaftlich ist es aber sehr schön durch die lichten Bergwälder zu fahren mit Sicht auf die emilianischen Colline.
Ab km 40 entscheiden wir aus Zeitgründen auf der Straße weiter zu fahren und das geplante Gelände zu canceln.
Kurz vor Riolunato befindet sich die Ponte della Luna, eine historische Steinbrücke, die den Torrente Scoltenna überspannt. Diese gut erhaltene Brücke mit Kopfsteinpflaster kann zu Fuß überquert werden, der Radweg dorthin von Pievepelago war zwar wegen Steinschlages gesperrt, wir sind allerdings die Absperrung einfach umstiegen. Ersichtlich war kurz vor der Brücke nur ein beschädigtes Holzgeländer.

Einen kleinen Anstieg haben wir noch zum Dorf Montecreto, dann geht es tendenziell nur noch abwärts.
Ab Km 75 folgen wir dem Torrente Coltenna, der einige Kilometer später in den Panaro mündet, dem wir bis kurz vor Modena folgen werden.

Bei der Mündung versuchen wir es nochmal mit der originalen Via Ducale am Hang entlang, da wir dort aber nicht so schnell wie erwartet weiter kommen, wechseln wir bei km 86 auf die Straße. Diese ist allerdings ziemlich befahren und deshalb bin ich froh, dass wir nach etwa 15 km auf den Fluss-Radweg einbiegen können. Zuvor machen wir noch einen Stärkungs-Stopp in der Bar Puccini Di Guo Hai (vor Marano).
Der Radweg am Panaro entlang führt nun bis kurz vor Modena und verläuft auf Naturboden oder Schotter.

Ein Highlight ist der Ort Spilamberto mit seinem mittelalterlichen Castello.

Das Castello di Spilamberto, auch bekannt als Rocca Rangoni, ist eine historische Festung. Es wurde im 14. Jahrhundert von der Stadt Modena als Wachturm erbaut und war Teil eines Verteidigungssystems, das den Grenzbereich zu Bologna und den Fluss Panaro kontrollierte.
Nach Spilamberto wechselt unser Track auf die andere Fluss-Seite. Es ist hier mitunter recht einsam und zugewachsen, ein richtiger Radweg ist hier nicht mehr, aber der Weg wird wohl regelmäßig begangen. Ob der Radweg auf der flussabwärts linken Seite weiter geht … man müsste es probieren.

Bei San Donnino erreichen wir wieder bewohntes Gebiet und treffen hier auch bald auf den Radweg, der uns zwei Tage zuvor aus Modena heraus geführt hat.
Noch ein paar Kilometer und wir haben die Runde Via Vandelli & Via Ducale vollendet.