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Mit dem MTB übers Wochenende? Die südlichen Ostalpen waren für uns teils unbekannt und somit schon lange Ziel meiner Wünsche.

Tourenlänge: 343 km / 7900Hm
Ausgangspunkt:  Brixen
Gelände: Forstwege, geschotterte Fahrwege, Wanderwege, Nebenstraßen
Radwahl: eindeutig MTB, für Gravelbikes nicht geeignet
Zeit: etwa 26 h reine Fahrtzeit
Anmerkung: Overnighter (oder aber bequem mit Unterkünften?)

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Beschreibung:

Bei der TransAlp Rando sah ich von Weitem die Felsgipfel der Karnischen Alpen und Friauler Dolomiten. Da wir diese Gegenden noch kaum kannten, war der Entschluss diese mit dem Rad zu entdecken schnell gefasst.

Die Karnischen Alpen sind eine Gebirgsgruppe der Südlichen Kalkalpen. Sie liegen auf der Grenze zwischen Österreich (Kärnten) und Italien (Südtirol, Belluno, Friaul). Die Friauler Dolomiten sind eine Untergruppe der Südlichen Karnischen Alpen in Italien östlich des Piavetals.

Wir planten die Tour als Overnighter mit 2-mal Biwak.
Start am Freitagnachmittag. Auf dem Pustertal-Radweg ging es Richtung Osten. In Welsberg gab es einen Stopp in gabi’s pizza restaurant (nein, nicht von mir geführt, hahahaaa, aber ich ließ es mir nicht nehmen, die Pizza „Gabi“ zu verkosten)

Da es schon stark dämmerte, entschlossen wir kurz vor Toblach am Radweg in einem überdachten Unterstand ein paar Stunden zu schlafen, Matte, Biwak- und Schlafsack hatten wir mit.

Klapf See

Weiterfahrt im Morgengrauen nach Sillian. Von dort wählten wir einen Forstweg Richtung Kartitscher Sattel. Da dieser ziemlich steil ist, könnte man auch den Aufstieg über die Straße wählen. In Obertilliach waren wir glücklicherweise genau zur Frühstückszeit in der Bäckerei Cafe Obererlacher und konnten unsere Reserven auffüllen, da danach lange nichts mehr an der Strecke lag (außer man plant einen Stopp in der Porzehütte ein).

Tilliacher Joch (2094m ü.NN):

Nun radelten wir in angenehmer Steigung durch das Dorfertal. Kurzer Fotostopp am idyllisch gelegenen Klapfsee. Kurz vor der Alpenverein betriebenen Porzehütte zweigt unsere Tour links  vom Forstweg ab und geht fahrbar einen Serpentinensteig aufwärts. Kurz unter dem Joch schiebt man auf dem alten gemauerten Militärweg in mehreren engen Kehren zwischen Felsen auf das Joch hinauf.

Das Tilliacher Joch war schon Anfang des 19.Jh. anscheinend ein bedeutender Übergang, mit regem Holzhandel zwischen den Italienern und Obertilliachern. Das Holz wurde damals u.a. für die Befestigung Venedigs verwendet.

Karnischer Hauptkamm:

Auf dem Tilliacher Joch kreuzen wir den Karnischen Höhenweg. Dieser verläuft auf dem Grenzkamm Österreich-Italien (Friaul-Julisch-Venetien). Wir aber fahren ab bis zu einem Fahrweg, der die Almen verbindet. Die Abfahrt ist ziemlich ruppig, der Belag des alten Militärwegs ist ziemlich ausgewaschen, Vorsicht ist geboten.

Der Ausblick auf die imposanten Dolomiten-Felstürmen auf der gegenüberliegenden Talseite ist atemberaubend. In ständigem Auf und Ab geht es nun entlang des Kammes, das heißt ein paar hundert Meter unterhalb der Gipfel. Der Fahrweg geht bei der dritten Alm über in einen Wanderweg, dem man aber gut fahren kann bis auf die paar Bachquerungen. Nach einer Abfahrt müssen wir noch einmal 250 Höhenmeter aufsteigen. Über uns das mächtige Massiv des Monte Peralba (Hochweißstein), der ein beliebter Klettersteigberg ist. Da der Forstweg sich in recht steilen Serpentinen nach oben windet und gerade von den Holzarbeiten viel Äste auf dem Boden liegen, schiebe ich mein Rad hinauf bis zum Rifugio Sorgenti del Piave (1842m ü.NN), die an der Piave-Quelle liegt.

Die rasante Abfahrt über die schmale Asphalt-Straße findet schnell wieder ihr Ende, denn wir müssen links ab und auf einer verfallenen alten Militärstraße geht es hinunter bis Forni Avoltri, einem kleinen Dörfchen nahe der Grenze zu Venetien. Mittagszeit, so kehren wir im Ristorante Al Sole ein, ein Tipp, das Haus serviert kulinarische Spezialitäten der karnischen Tradition. Wir entscheiden uns für eine Art Eintopf aus Gerste, Bohnen, die in Milch gegart werden, sehr lecker (Minestra di orzo e fagioli al latte – ein Rezept der „nonna“ (Oma), wie uns die Wirtin erzählt.

Marinelli Hütte (2120m ü.NN):

Gestärkt geht es an den Aufstieg durch das Tal des Rio Fulin, durch  Collina bis an den Talschluss, Plan di Val di Bos. Im Rifugio Tolazzi kann – wer will- nochmal Reserven auffüllen, dann geht es auf steilem Fahrweg bis zur Marinelli-Hütte.  Beine mal hängen lassen ist nicht drin bei ständiger Steigung ab 11%. Von Forni Avoltri sind es ganze 1200m und das, nachdem wir schon über 2000 Höhenmeter in den Beinen haben, dazu brennt die Nachmittagssonne unbarmherzig auf uns nieder. Vor der langen Abfahrt nach Timau stärken wir uns auf der Terrasse der Hütte mit tollem Ausblick auf die Wände der Hohen Warte, dem höchsten Gipfel der Karnischen Alpen, italienisch Monte Coglians, der ein beliebter Klettersteigberg ist.

Zunächst ist auf einem Steig durch die steilen Bergwiesen etwas Vorsicht geboten, dann geht es auf breitem Fahrweg hinunter bis auf die Plöckenpass-Straße und weiter nach Timau. Nun ist Abendessens-Zeit und ich habe schon fix die Einkehr im Albergo Ristorante „Da Otto“ eingeplant. Die sehr gute Küche ist weitum bekannt und ich lernte das Restaurant kennen als Kontrollstelle bei meiner TransAlp Rando. Wir verkosteten hier die Cjarsons di Lia Romanin, traditionelle friulanische Teigtaschen, sehr empfehlenswert.

Nun geht es flott flussabwärts durch das Valle del But bis nach Tolmezzo, zum großen Teil auf gut gepflegten Radwegen.

Dann fahren wir weiter Richtung Westen flussaufwärts entlang des Tagliamento, auch hier über einen schönen Radweg.

Der Tag neigt sich nun schon wieder dem Ende zu, war dieser von viel Gravel geprägt, so wird uns der kommende Tag fast nur Asphalt auf wenig befahrenen Straßen bieten.

Passo Monte Rest (1052 m ü.NN):

Ist man spät dran, empfiehlt es sich vor dem Anstieg auf den Passo Monte Rest einen Schlafplatz zu suchen, entweder bei Socchieve oder wie wir in Priuso, bei einer geschlossenen Bar nahe dem Fußballplatz. Bis zur Passhöhe gibt es nämlich kaum Möglichkeiten. (evtl. könnte man nach 4km ab Anstieg Lager bei einer kleinen Kapelle beziehen oder nach der Brücke über den Tagliamento (km 8) sahen wir Zelte am Fluss (ich konnte allerdings keine Informationen finden). Die Straße, die in ausgezeichnetem Zustand ist, führt in angenehmer Steigung in unzähligen Kehren durch den Wald hinauf auf den Pass und wieder hinunter (insgesamt 36 Serpentinen) zum Lage Redona.

Auf etwas halbem Weg dem See entlang liegt rechterhand etwa 50m abseits der Straße der Weiler Pecol di Selva mit einem Albergo (Albergo Wellness Da Febo). Leider wollten wir die halbe Stunde bis zum Frühstückbeginn nicht warten und stellten uns schon auf eine lange Weiterfahrt ohne Kaffee und Proviant ein. Bald nach der Staumauer müssen wir nämlich rechts ab in Richtung nächsten Anstieg.

Forcella di Pala Barzana (840m ü.NN):

Auf der schmalen und kurvenreiche Straße geht es in angenehmer Steigung hinauf. Unsere Rettung kommt im Örtchen Poffabro, der dortige Supermarkt (Alimentari TaliMarket) hat glücklicherweise sonntagvormittags geöffnet und  hat und sogar einen Kaffee-Automaten.

Die Abfahrt führt uns durch Andreis bis zum touristischen Lago di Barcis. Am Seeufer entlang führt ein Radweg.

Piancavallo (1280m ü.NN):

Redona Stausee

Am westlichen Ende des Sees gibt es eine Fußgängerbrücke. Danach geht es zunächst links weiter, dann bald scharf rechts ab nach Piancavallo. Wahlweise gibt kurz vor kurz vor der Abzweigung (bei der Panorama-Karte) auch eine alte Mulattiera, die parallel nach oben führt, diese hatten wir zwar eingeplant, aber in der Mittagshitze wieder verworfen, auch weil wir zeitlich etwas knapp dran waren.

Die Auffahrt scheint endlos. Piancavallo ist ein touristischer Wintersportort, der schon Ski-Alpin- Weltcup-Rennen und Etappen  mehrerer Giro d’Italia beherbergte. Wir rollen bei dem großen Kreisverkehr wenige Kilometer hinunter bis zum recht kurze Anstieg zur Malga Campo.

Ab hier geht es fast nur noch bergab und zwar entlang des Panoramakammes zwischen Piancavallo und Pian del Cansiglio, zunächst über Almhochflächen, dann durch kühlende Buchenwälder, immer mit tollem Tiefblick auf die oberitalienische Tiefebene.

Dann in brütender Hitze hinab bis nach Vittorio Veneto, wo wir auf unsere Mitfahrgelegenheit nach Hause treffen.